Ein Land, welches nur wenige kennen - Drei Wochen in Albanien (Teil 4 von 5)

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#1 | Ein Land, welches nur wenige kennen - Drei Wochen in Albanien (Teil 4 von 5) datum

21.08.2024 14:20 (zuletzt bearbeitet: 21.08.2024 14:37)

Ein Land, welches nur wenige kennen - Drei Wochen in Albanien (Teil 4 von 5), 12. - 13.07.2024

Die bisherigen Teile:

Teil 1
Teil 2
Teil 3

Hallo und willkommen zurück zu Teil 4 meines Reiseberichts aus Albanien!

Es war Freitag und hatte in Tirana mein Quartier. Das Wochenende stand an und das heißt wieder Eisenbahn! Ein wichtiges Ziel in meinem Urlaub war, neben der Eisenbahnfotografie, auch die Mitfahrt im Zug.

Freitag, 12. Juli 2024

Eine Mitfahrt im Zug war ein ganz wichtiger Punkt auf meiner Urlaubsliste. Ich entschied mich für einen Freitag, denn da fuhr der Elbasan-Zug, aber nicht der Lushnja-Zug. So konnte ich dann am Wochenende wieder den Lushnja-Zug fotografieren.
Es gab allerdings das Problem, dass der Elbasan-Zug schon um 6 Uhr in Elbasan abfuhr und das einen sechsstündigen Zwischenaufenthalt in Durrës zur Folge hätte. Wirklich Lust so früh zu starten und sechs Stunden in Durrës rumzubummeln, hatte ich nicht.
Da kam dann mein Bekannter ins Spiel: Er fuhr mich am Nachmittag mit dem Auto von Tirana nach Durrës und holte mich in Elbasan wieder ab.
Da die Fahrzeit mit dem Zug doppelt so lang dauerte, wie mit dem Auto, konnte mein Bekannter zwischendurch wieder zu seiner Arbeit fahren. 😄
Das war die einzige Möglichkeit, denn der Zug fuhr ja erst wieder am nächsten Tag um 6 Uhr zurück nach Durrës.
So konnte ich ausschlafen, entspannt Frühstücken und nochmal an den Strand fahren. 😎
Hier am Strand führte ein Holzsteg auf eine kleine Insel. Am Zugang zu dem Holzsteg stand ein Schild, dass man hier 100 Lek ~ 1 Euro bezahlen sollte. Allerdings war an der provisorischen Kasse niemand zu sehen gewesen und bin daher einfach vorbeigelaufen. 🤣🤷‍♂️

Ein bisschen Malediven-Feeling am Strand bei Karpen.

Nach einem entspannten Vormittag am Strand und in einem Strandcafé fuhr ich nach Tirana um mich mit meinem Bekannten zu treffen, damit er mich nach Durrës zum Bahnhof fuhr.
Wegen des hohen Verkehrsaufkommens und den ständigen Staus auf der Schnellstraße zwischen Tirana und Durrës plante ich etwas mehr Zeit ein. Zumal die Züge ja bekanntlich auch mal ein paar Minuten früher abfuhren.

Auf der Schnellstraße von Tirana nach Durrës Vora.

Wir kamen gut durch und erreichten den Bahnhof Plazh (Durrës) genau pünktlich.
Am Bahnhof standen dann die beiden Züge. Einmal mein Treni 07 von Plazh (Durrës) nach Elbasan und der Zug nach Lushnja, der aber erst am morgigen Samstag fuhr.

T669 1047 wird mich mit dem Treni 05 von Plazh (Durrës) nach Elbasan bringen. Daneben steht T669 1059 mit dem Lushnja-Zug abgestellt.

Ich suchte die Zugbegleiterin im Zug auf und kaufte meine Fahrkarte. Die nette Frau konnte leider kein Englisch und sagt mir irgendwas auf albanisch, was ich aber leider nicht verstand. Ich hielt ihr einen 200 Lek-Schein ~ 2 Euro hin, aber sie winkte ab. Dann öffnete ich mein Münzfach vom Geldbeutel und legte meine Münzen auf den gegenüberliegenden Sitz. Sie suchte sich ein paar Münzen heraus und zeigte mir dann diese. Es waren 145 Lek ~ 1,45 Euro. So viel, bzw. wenig kostete die Fahrt von Plazh (Durrës) nach Elbasan.
Bevor es losging, kundschaftete ich den Zug von innen aus. Es war genau so schmuddelig, wie man es auf so vielen Videos und Filmen gesehen hatte. Wirklich viele neue Eindrücke, wie Eisenbahn auch funktionieren kann.
Dabei stieß ich auch wieder auf die beiden Hobbykollegen, die sich auch eine Fahrt mit der albanischen Eisenbahn gönnten. Schöne Grüße an dieser Stelle nochmal! 😉👋
Ein bisschen heimisch fühlte ich mich aber in den By-Wagen dennoch wieder, erinnerte ich mich damals an meiner Mitfahrt in der RB20 von Eisenach nach Halle (Saale). 😄

Kaputte Sitze, zerstörte Fensterscheiben, fehlende Mülleimer und Schmierereien zeichnen die Wagen.

Mein Abteil im zweiten Wagen, in dem ich auch während der Fahrt die meiste Zeit verbrachte.

Ganz hinten befand sich das Dienstabteil.

Nun ging die "wilde" Fahrt los. Pünktlich verlies der Zug Plazh (Durrës).
Entlang der großen Wohnblocks und Hotels schaukelte der Zug trötend durch Durrës. Ständig fielen Blätter und Geäst in die Wagen, denn die Vegetation streifte immer wieder ordentlich den Zug. Das war dann die ganze Fahrt über so.
Bei der Abfahrt in Plazh war ich alleine in meinem Abteil. Am nächsten Halt in Golem stiegen dann einige Leute, die vom Strand kamen, in den Zug mit ein.

Parallel zur gut ausgebauten Schnellstraße verläuft die Eisenbahnstrecke.

Durch Wiesen und Büsche verläuft die Fahrt.

So langsam verließen wir die Stadt und die parallele Schnellstraße Richtung Westen.
Im Schneckentempo schaukelte der Zug durch die albanische Landschaft. Das rattern über die kaputten Gleise und die warme durchziehende Sommerluft war ein herrliches Erlebnis. Dabei beobachtete ich nicht nur die langsam an mir langsam vorbeiziehende Landschaft, sondern auch die einheimischen Familien bei ihren ganz normalen Alltag - ein Wochenendausflug mit dem Zug zum Strand.
Relativ zufrieden und als ganz selbstverständlich befanden die Menschen scheinbar ihren kaputten Zug - Weniger ist manchmal mehr.

Ausfahrt aus dem Bahnhof Rrogozhina. Hier zweigt rechts die Strecke nach Vlora bzw. nur bis Lushnja ab, die vom anderen Personenzug befahren wird.

Einfahrt in den Bahnhof Bishqem.

Ein nettes Zweiwegefahrzeug der HSH stand im Bahnhof Bishqem geparkt.

Nach einem kurzen Halt in Bishqem ging die Fahrt weiter.

Auch den ein oder anderen Tunnel gibt es auf dieser Strecke.

Das einzige was an den Wagen noch funktionierte, waren die Drehgestelle. Alles andere wurde ausgeschlachtet, was auszuschlachten war.
So besaßen die Wagen keine HBL mehr. Stromversorgung über die ZS gibt es auch nicht. Ebenso kein Gleitschutz, Batterie oder Türsteuerung/überwachung. An einigen Wagen funktionierten nicht mal die Bremsen.
Da die Fahrt auch durch ein paar Tunnel führte, stelle das Zugbegleitpersonal einen LED-Strahler auf, der von ihrem Dienstabteil durch den Zug leuchtete, um zumindest bisschen was sehen zu können. Gebracht hat das aber eigentlich so gut wie nichts.

Die provisorische Beleuchtung im Zug.

Ab durch die Hecke!

Richtung Elbasan wurde der Zug immer leerer und es kehrte auch etwas mehr Ruhe ein und mittlerweile war ich auch wieder alleine in meinem Abteil.

Nach wie vor genoss ich meine Reise durch die albanische Landschaft bei einer angenehme Brise Luft in den überhitzten Wagen.

Fuhr man hier noch auf Gleisen oder auf der Wiese? Immerhin fügte sich die Eisenbahn wunderbar ins Landschaftsbild ein! 🤣

Einfahrt in den naturbelassenen Bahnhof Papër.

Nach dem Halt im Bahnhof Papër setzte der Zug die Fahrt nach Elbasan fort.

Nach drei Stunden Fahrt erreichte mein Zug sein Ziel in Elbasan.
Bei all den vielen neuen Eindrücken ging die Fahrt dann doch viel zu schnell vorbei. 😄
Auch die letzten Einheimischen sind nun ausgestiegen, das Zugbegleitpersonal machte die Wagen innen sauber und die Lok umfuhr den Zug.
Ein Foto von mir mit dem Zug wollte ich unbedingt haben, was sich allerdings als Single-Traveler etwas schwierig gestaltet hatte. Ein Glück waren die Hobbykollegen nicht weit! 😄

Ein Foto meinerseits mit der albanischen Eisenbahn. 😎 Vielen Dank an Franz für das Foto!

Anschließend tauchte eine Gruppe Kinder mit ihren alten Fahrrädern auf, die mit den beiden Hobbykollegen und mir auf Englisch über das ungerecht verlorene EM-Spiel zwischen Deutschland und Spanien quatschen wollten. Allerdings waren wir halt überhaupt nicht Fußballinteressiert. 🤣
Immerhin konnten die Jungs Englisch sprechen und waren richtig ordentlich und gut drauf.
Ein bisschen hatte ich mich bei den Kindern selbst wieder in meiner Kindheit widererkannt. Am Abend in einer kleinen Gruppe mit dem Fahrrad draußen die Zeit vertreiben. In Deutschland gibt es das bei der heutigen Jungend kaum noch.
Nachdem die Jungs ihrer Wege sind, brachen wir nun auch auf.
Mein Bekannter holte mich am Bahnhof ab und so ging es dann zurück nach Tirana. Über die Autobahn ging das recht schnell.

Samstag, 13. Juli 2024

Am Samstag stand der Lushnja-Zug wieder auf dem Plan. Relativ knapp bin ich aufgestanden und fuhr von Tirana nach Rrogozhina. Auf den Straßen kam ich wunderbar durch und erreichte so meine erste Stelle gerade noch rechtzeitig.

Mit dem Treni 05 erreicht T669 1059 den Bahnhof Rrogozhina.

Nach der Einfahrt des Zuges musste ich mich etwas beeilen, denn die nächste Stelle war nicht weit von Rrogozhina entfernt. Durch den Markt von Rrogozhina musste ich wieder durchfahren, wie schon an den letzten malen auch. Zum Glück war heute irgendwie weniger los gewesen und kam so gut durch. An der Ortsausfahrt überquerte die Strecke meine Straße und im selben Moment fuhr der Zug schon über die Brücke.
Ich hatte wirklich nicht gedacht, dass der Zug schon so weit wäre. Zum Glück verlief meine Straße zur nächsten Fotostelle genau parallel zur Eisenbahnstrecke.
Auf halben Weg passierte der Zug eine größere Brücke über einen Fluss. Dort schlich der Zug drüber und so hatte ich wieder etwas mehr Vorsprung. An der Fotostelle angekommen, war der Zug nun genau auf der Brücke über den Fluss gewesen.
Jemand, der an der Strecke Richtung Rrogozhina spazieren war, musste kurzzeitig den Weg für den Zug freimachen. 😄 Zu sehen an die in blau gekleidete Person neben dem Zug.

Mit einen schönen Blick in die Ferne wurde T669 1059 mit dem Treni 05 von Plazh (Durrës) nach Lushnja bei Thanasaj fotografiert.

Von der Fotostelle war ich sehr schnell auf der Schnellstraße um zur nächsten Fotostelle zu kommen. Ich musste erstmal an der folgenden Fotostelle vorbeifahren und am nächsten Kreisverkehr die Richtung ändern, um die Straße verlassen zu können. Selbstverständlich war hier wieder ewig Zeit bis der Zug anschaukelte.
Der ein oder andere Einheimische schenkte mir verdutzte Blicke, als ich mit meiner Kamera an der Fotostelle stand, aber daran hatte ich mich ja mittlerweile gewöhnt. 🤣

Kurz nach dem Halt in Dushk wurde der Treni 05 mit T669 1059 an der Bahnhofsaufahrt fotografiert.

Das Stück von Rrogozhina bis Lushnja ist landschaftlich jetzt nicht das spektakulärste und die Fotostellen recht mau. Nachdem ich schon alle Möglichkeiten abgearbeitet hatte, suchte ich mir einfach einen simplen Bahnübergang, an dem ich den Zug noch ein weiteres mal fotografieren konnte. Bei dieser Geschwindigkeit war eine weitere Aufnahme wirklich kein Problem, also warum einfach fahren lassen?

Ein weiteres mal klickte für T669 1059 mit dem Treni 05 von Plazh (Durrës) nach Lushnja der Auslöser, diesmal bei Allprenaj.

Nun war wieder Mittagspause angesagt und so fuhr ich zum Strand, denn heute standen wieder knapp 40° Grad im Schatten an. 😎
Ich fuhr Richtung Spille zum Strand, an dem ich schon einmal war und mir gut gefallen hatte.
Unter einer Palme hatte ich es mir im Schatten gemütlich gemacht und zur Abkühlung ging es immer wieder ins angenehme Nass.

Handyfoto
So lies sich das aushalten! 😎

Tiefenentspannt nach einigen Stunden Nichtstun packte ich am Nachmittag zusammen und fuhr wieder Richtung Lushnja bzw. nach Dushk.

Mit dem Treni 04 passiert T669 1059 das Einfahrsignal vom Bahnhof Dushk.

Auf der Schnellstraße fuhr ich weiter um den Zug bei Zham erneut aufzunehmen.
Ab der Abfahrt der Schnellstraße in Zham war die Straße dermaßen im schlechten Zustand, dass sogar Schrittgeschwindigkeit zu schnell war. Das war schon eine heftige Sache!

Vorbei an Gärten und Häusern durchquert der Treni 04 die Ortschaft Zham.

Zum nächsten Motiv hatte ich etwas länger Zeit, da dieses auch weiter entfernt war. Mein Ziel war Lekaj, welches ich über die Schnellstraße fix erreichte.
An einem schattigen Busch machte ich es mir auf meinem Hocker gemütlich und wartete.

Mit dem Treni 04 erreicht T669 1059 den Bahnhof Lekaj. Das eine Ausfahrsignal dient mittlerweile als Mast für eine Stromleitung. 🙈

Nun fuhr ich wieder hinterher. Das nächste Ziel war der Bahnhof Kavaja. Dort traf ich wieder auf die Fotokollegen. 😄👋

T669 1059 erreicht nun den nächsten Halt in Kavaja.

Nach einen kurzen Halt setzte T669 1059 die Fahrt fort...

...auf dem Weg nach Plazh (Durrës).

Für ein allerletztes Foto vom nachmittäglichen Lushjan-Zug fuhr ich weiter nach Durrës. Auch die Fotokollegen waren mit von der Partie.
Das Verlassen von Kavaja war ein ewiges Prozedere. Autofahrer die meinen, einfach mitten vor einem auf der Straße parken zu müssen, um mit anderen Leuten am Straßenrand quatschen zu können, machte das wirklich zur Geduldsprobe.
Entweder sind in Albanien die Autofahrer am rasen oder sie haben alle Zeit der Welt, ein dazwischen gibt es nicht.
Mit erreichen der Schnellstraße Richtung Durrës wurde der Zug schon bald wieder eingeholt. Da die Fotostelle praktisch neben der Schnellstraße lag, waren wir deutlich früher da, als der Zug.

Mitten durch den Großstadtdschungel schaukelt T669 1059 mit dem Treni 04 von Lushnja nach Plazh (Durrës).

Schon fast harmonisch sind die Gleise mit der Natur verbunden.

Das waren nun meine letzten Aufnahmen des nachmittägliche Lushnja-Zuges, denn am morgigen Sonntag steht eine andere Tour ab Mittag an.
Nach einen letzten Plausch mit den Fotokollegen sind wir dann unserer Wege gegangen.
Ich besorgte noch schnell Proviant im naheliegenden Supermarkt und machte mich dann entspannt auf dem Weg Richtung Hotel in Tirana.

Das war nun Teil 4 meines Albanien-Urlaubs.
Ein absolutes Highlight war die Zugfahrt durch Albanien. Eigentlich war es kaum zu glauben, dass man hier noch mitten in Europa war. Die Eisenbahn in Albanien war ein absoluter Kulturunterschied zu den Bahnen, die man sonst so kennt! Aber wie man sah, funktionierte das dennoch irgendwie und man kam von A nach B. 😄
Für alle Albanien Urlauber ist eine Bahnfahrt definitiv Pflicht! Auch für Leute, die mit Eisenbahn eigentlich so gar nichts anfangen können. Das war wirklich ein einmaliges Kulturerlebnis! 😎
Dazu konnte ich noch die letzten ausstehenden Fotomotive mit dem Lushnja-Zug am Samstag umsetzten.
Im nächsten Teil bin ich noch einen Tag in Tirana für eine "Adventure Tour", bevor es dann in der nächste Woche in den Norden Albaniens geht. Also bleibt dran und seid gespannt! 😉

Bis dahin!

Schöne Grüße

Matthias

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Gruß,
Matthias, Administrator

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